24.07.2017 - Menschenrettung bei Wohnungsbränden - Feuerwehrleute aus Harrislee trainieren im Brandübungscontainer
Die Teilnehmer aus Harrislee (v. l. n. r.): Kevin Carstensen, Boris Gniosdorz, Michael Lausen, Jan-Christian Schwarz, Bernd Rücker-Greve, Cathrin Nottelmann, Finn Jasper Marks und Francesco Nino Christen. Es fehlt: Sascha Jöhnk.
Der FireTrainer 112 – ein gasbefeuerter Brandübunscontainer.
Erschöpft sitzen sie auf dem Auflieger eines LKW. Das Haar verschwitzt, die Schutzausrüstung klatschnass durch Löschwasser und Schweiß. Die Beine haben sie weit von sich gestreckt, eine Wasserflasche in der Hand. Ihre Helme und Handschuhe liegen etwas abseits, die feuchten Atemschutzmasken ebenfalls. Schwer lastet das Gewicht der Pressluftflaschen auf ihren Rücken.
Die drei Kameraden der Gemeindefeuerwehr Harrislee kommen gerade aus einem Brandübungscontainer, dem FireTrainer 112. Der LKW mit Auflieger kann für Übungen der Feuerwehren gebucht werden und dient dazu, Wohnungsbrände zu simulieren.
Bei über 600 Grad Celsius und Nullsicht durch Verqualmungkonntendie Feuerwehrleute Brandbekämpfung und Menschenrettung in einem Kellergewölbe üben. Dabei mussten Cathrin Nottelmann, Francesco Nino Christen (beide Harrislee) und Sascha Jöhnk (Kupfermühle) als Angriffstrupp immer wieder neu entstehende Brände bekämpfen und sich selbst gegen Rauchgasexplosionen, sog. Flashovers, schützen. „Da kommt man an seine Grenzen“, sagt Cathrin Nottelmann nach ihrer Rückkehr aus dem Container. Und ihr Kamerad Francesco ergänzt: „Wo andere weglaufen, bei Hitze, Feuer und Lärm, da müssen wir rein!“
Zusammen mit sechs anderen Feuerwehrleuten aus Harrislee besuchten die drei Atemschutzgeräteträger am 23. Juli 2017 das Praxisseminar der Freiwilligen Feuerwehr Kropp. Dieses wurde nun schon zum fünften Mal angeboten und erfreute sich erneut großer Nachfrage. Über 200 ehrenamtliche Kameradinnen und Kameraden aus 40 Wehren in ganz Schleswig-Holstein haben sich für einen der beiden Übungstage angemeldet, informiert Mario Weinke, einer der Organisatoren aus der Feuerwehr Kropp. Geboten wurde ein stimmiges Programm aus Theorie und Praxis. „So können auch kleinere Wehren mit weniger Einsätzen“, so Weinke weiter, „einmal die Erfahrung machen, wie es unter realen ‚heißen‘ Bedingungen ist.“
Neben Seminarinhalten wie „Warum machen Menschen Fehler?“ wurden das grundlegende Vorgehen bei Atemschutzeinsätzen sowie der Einsatz von Wärmebildkameras und die Kommunikation unter Atemschutz geübt. Angeleitet wurden die Freiwilligen Feuerwehrleute von erfahrenen Ehrenamtlern aus der Kropper Wehr, aber auch von Berufsfeuerwehrleuten wie Lars Angler (BF Erfurt) und Volker Jürgensen (BF Hamburg). Beiden ist es ein besonderes Anliegen, ihre Erfahrung und ihre Routine an die ehrenamtlichen Kameraden weiterzugeben. „Denn“, so Lars Angler an die Seminarteilnehmer gewandt, „im Ernstfall müsst ihr die gleichen Aufgaben übernehmen wie wir von den Berufsfeuerwehren!“ Welche Fallstricke im Atemschutzeinsatz auf die alarmierten Kräfte warten, demonstrierte er gleich zum Auftakt des Übungstages. Indem er einige der Kameraden nur mit Wärmebildkamera und Funkgerät in einen verdunkelten Raum schickte, andere mit Funk und Skizzenblock als „Atemschutzüberwachung“ einteilte, führte erGrenzen der Sinneswahrnehmung unter Atemschutz und Basics der Kommunikation vor. „So kurz wie möglich, aber so präzise wie nötig“ sei der Funkverkehr zu gestalten. Kleine Fehler passierten immer wieder, ergänzt sein Kamerad Volker Jürgensen aus Hamburg. Diese seien einzeln vielleicht nicht schlimm, aber in der Summe könnten sie Leben kosten.
Die Kameradinnen und Kameraden der Harrisleer Wehren waren jedenfalls mit großer Begeisterung dabei. Erschöpft, aber zufrieden traten sie nach einem langen und lehrreichen Tag die Rückreise nach Harrislee an – mit dem festen Vorsatz, sich in zwei Jahren wieder beim Kropper Praxisseminar Atemschutz anzumelden.„Denn“, so ein Fazit aus den Erlebnissen in Kropp, „Technik und Löschtaktiken stehen nicht still, sondern entwickeln sich beständig weiter.“
Jan-Christian Schwarz